Manchmal habe ich das Gefühl, die Zeit verrinnt zwischen meinen Fingern. Der Tag vergeht und ich habe nichts gemacht. Ich bin unausgeglichen, müde, unkonzentriert und möchte einfach nur mal in Ruhe aufs Klo oder ins Badezimmer gehen.
Ich weiß, dass du es schaffst, für ein paar Minuten dich selbst zu beschäftigen. Dennoch möchtest du es nicht. Auf Schritt und Tritt verfolgst du mich, deine Augen beobachten jede Bewegung von mir, nichts entgeht dir. Du kennst mich, vermutlich besser, als ich mich selbst kenne. Du weißt, wann ich traurig, wütend oder voller Freude bin.
Liebes Kind,
auch wenn ich jeden Tag damit beschäftigt bin, dich, mich und unsere Familie zu versorgen, den Haushalt zu erledigen, die Wäsche zu machen, finde ich mehr Zeit für dich, als für mich. Ich hatte ganz andere Erwartungen daran, wie es ist Mama zu sein. Ich habe mir das viel kitschiger und romatischer vorgestellt, als es wirklich ist.
Und ja liebes Kind,
Es ist ein wirklich großer Job, den ich da habe! Es ist wirklich viel zu denken, zu organisieren, zu erledigen und und und. Die ganze Verantwortung hängt an mir, auch du! Manchmal bin ich deshalb auch verzweifelt, weil ich Angst habe zu scheitern.
Und dann schau ich in dein Gesicht, du lächelst mich an und deine Augen schauen mich erwartungsvoll an, als würden sie sagen "Mama, wenn du das schaffst, dann schaffe ich das später auch!"
Und so kuschel ich mich zu dir und wir machen uns ein paar total kitschige und romatische Stunden, zu zweit.
Du und Ich.
(c) 2020 Marie Scherz www.siebenschlaefer.at
